Testosteron oder Zufall?

Bin gerade mal wieder in Südfrankreich, Ferienhaus.

War schon oft hier und dauernd springen mich Erinnerungen an. Vor paar Jahren z.b. war ich mal im Dezember hier und war richtig kalt, so minus 8 Grad. Morgens werd ich wach, weil meine Holde Maid irgendwas panisches ruft. Als ich halb verpennt nachsehe, dämmert folgende Kausalkette in mein noch auf Sparflamme geschaltetes Hirn:
Im Dorf Wasserdruck erhöht, daraufhin Wasserleitung bei uns geplatzt, wir noch im Bett, nichts gemerkt, erst als das Wasser im Keller so hoch stand , dass es die erste Steckdose flutete (also 1,20 Meter) flog Fehlstromsschalter raus, woraufhin kein Strom mehr, das hat meine Holde dann bemerkt... Im Keller steht das Wasser inzwischen 1,50 Meter hoch und strömt munter weiter mit neckischen 8 bar aus dem Rohr.
Okay... zwei Sekunden oder drei Denkpause... ich werd langsam wach.... Haupthahn zudrehen. Der ist aber nicht im Haus, sondern 30 Meter weiter in einem kleinen Versorgungsschacht die Strasse runter (naja, "Strasse". Ist so eine breiterer Pfad... aber mit Strassennamen). Ich also so wie ich war da hin gesprintet. So wie ich war heisst in Unterhose. Sonst nix an, ich kam ja aus dem Bett.

Am Ende des Pfades bietet sich also folgendes Bild: bei minus 8 Grad Aussentemperatur kommt ein bekloppter Deutscher in einer Unterhose (Super-U Sport Slip Grösse 5) angerannt und trifft auf drei lokale Bauarbeiter, die alle in dicksten Winterklamotten (Bergsteigerdaunenjacken, Schal, Handschuhe, Thermohosen, Wollmütze, Lederstiefel) gehüllt sind.

Es entsteht eine kurze Pause von vielleicht 3-4 Sekunden in der keiner was sagt oder sich bewegt. Ich glotze die Bauarbeiter an und mir wird klar, dass genau sie es sind, die gerade an der Wasserleitung im Dorf rumschrauben, die Bauarbeiter glotzen mich an und was sie denken, weiss ich eigentlich nicht. Vielleicht, ob gefährlich bin oder ruhiges zureden noch hilft.

Ich erwache aus der Starre und versuche den Haupthahn abzudrehen. Zuerst wollen sie mir noch helfen ihn AUFzudrehen, weil sie sich offenbar zusammenreimen, dass ich gerade duschen wollte und der Wasserdruck nicht reicht. Sie vermuten, sie hätten nach den Arbeiten den Haupthahn nicht ganz aufgedreht.

Später haben wir dann gemeinsam im Keller mehrsprachig umfangreiche Fluchsammlungen ausgetauscht und heute haben wir einen im Haus eingebauten Hauptabsperrhahn.

Die Bauarbeiter (die alle im Dorf wohnen) grüssen mich bis heute.

Vielleicht aus Angst.

Aber eigentlich wollte ich was anderes erwähnen.
Mir ist nämlich aufgefallen, das hier jeder dritte männliche Jugendliche irgendeine grössere Verletzung hat. Mehrere Gipsärme, Jungs mit Beinschienen und Krücken, grossformatige Pflaster (auch am Kopf), einer führt sogar die extrem seltene Exonagelung vor: an sechs Stellen ragen aus dem Schienbein Stifte, die an einem aussen angebrachten Stahlgebilde befestigt sind. So was kannte ich bisher nur aus Filmen.

Tja, hier auf dem Land (die grösste Stadt im Umkreis von 50 Kilometern hat 4000 Einwohner), da ist man nicht verweichlicht, hier wird noch richtig Scheisse gebaut in der Pubertät. Hier wird im Kampf um die Aufmerksamkeit der recht rar gesäten Dorfschönen noch ausgeführt, was Rotwein und Homonschwankung im Einklang an heldenhaften Ideen so erzeugt. Bei uns in Berlin fällt man nach dem Komasaufen einfach um und ist tot. Und in Berlin merkt die Dorfschöne diesen Heldentod nicht mal, weil sie nach ihren eigenen Komasaufversuchen mit in eigener Kotze liegen beschäftigt ist.

Is ja auch öde.