Erfreut euch an E-mail, so lange es noch geht

Ich bin jetzt endlich auch unter die Endzeitpropheten gegangen: "Das Ende ist nah"

Aber welches Ende?
Keine neue Theorie und auch nicht meine: Das Mailsystem so wie wir es kennen klappt demnächst zusammen. "Demnächst" ist vielleicht schon in 2-3 Jahren.

Warum?

Im Hintergrund, ohne dass der gemeine Nutzer sich die Ausmasse vorstellen kann, tobt ein Krieg zwischen ISPs und Spamern, der nicht zu gewinnen ist. Vor allem nicht für den Endnutzer oder die ISPs. Als "Kolateralschaden" wird E-Mail über die Klinge springen.

Eine unangenhem Eigenschaft von Spam ist, daß erfolgreiche Filterung das Aufkommen von Spam ERHÖHT, da der Spamer immer mehr Mails senden muss, um noch zum Endkunden durchzudringen.

Ausserdem befinden wir uns in einer Rüstungsspirale dergestalt, daß es immer aufwendiger wird Spam sicher zu erkennen. Je mehr ISPs erfolgreich filtern, desdo mehr wird der Spamer sich anstrengen, intelligente Lösungen zu finden, denen der ISP nur mit noch mehr technischem Aufwand (und also auch Rechenleistung und also auch mehr Geld) begegnen kann.

Derzeit liegen wir mitunter bereits bei einem Ratio von über 98,irgendwas zu 1. D.H. von 100 Mails die durchs Internet wandern, ist nur EINE kein Spam!
(in der Presse wird oft noch von "80% Spam" geredet. Doch diese Zahlen sind vom letzten Jahr und aktuell absolut nicht mehr zutreffend). Der Kunde merkt dass nicht sofort, weil bereits beim ISP gefiltert wird, was das Zeuch hält. Daher sieht ein normaler Nutzer ohne eigene Massnahmen oft "nur" ein Ratio von z.b. 30:1; das allein ist schon schlimm genug.

Ich erwarte, das sich das Ratio in den nächsten 12 Monaten auf irgendwas wie 99,9irgendwas zu 1 erhöht, was ja nicht nur ein BISCHEN mehr ist, sondern eine VERZEHNFACHUNG des Spamaufkommens darstellt.

Angenommen z.b. die Filter eines ISPs zusammen mit was immer der Kunde lokal an Filtersoftware installiert hat sieben in 12 Monaten anstatt jetzt (fiktiv) 90% aller Spams dann 99% aller Spams, dann bedeutet dies ja nicht, das der Kunde weniger Spams bekommt (wie viele irrtümlich glauben), sondern vielmehr, das der Spamversender mehr Spams senden muss, um zum Kunden durch zu dringen... und dies natürlich auch tun wird!

Beispielrechnung:
Ein Spamer versendet 1 Million Mails und erreicht bei einer Filtersituation zum Zeitpunkt X damit 10.000 Kunden. Wenn die Provider nun die Wirksamkeit Ihrer Filter verzehnfachen (können), dann erhalten nur noch 1000 Personen das Spam. Der Spamer wird nicht nach versendeten Mails, sondern nach Response bezahlt. Er muss also um an sein Geld zu kommen die Menge der versendeten Mails auf 10 Millionen anheben, um den selben Response zu bekommen. Der Kunde merkt davon nichts. Er kriegt genau so viele Spams wie vorher. Nur der Aufwand auf beiden Seiten hat sich verzehnfacht, die Erhöhung der Wirksmakeit der Filter hat dazu geführt das die Mailserver jetzt 10x mehr Mails verarbeiten müssen, also 10x mehr Resourcen benötigt UND NOCHMAL mehr Resourcen benötigt, weil Filtern(z.B. von Bilderspam) NOCH aufwändiger ist.

Der Spamer sitzt natürlich am längeren Hebel: Es ist für ihn einfacher und billiger seine Mengen zu steigern, ebenso ist es für ihn einfacher Spams zu ersinnen die schwer filterbar sind, als für ISPs Filter zu bauen die das dann doch können. Die aktuelle Multilayer Bilderspams sind sicher ingeniös gemacht. Aber das Prinzip ist so schwer zu ersinnen nicht, das hat vermutlich eine technisch versierter Spammer an einem Nachmittag gemacht. Die Gegenmassnahme hingegene beschäftigt Universitäten im Zuge von Forschungsprojekten.

Dies hat zur Folge, das die Kosten je "echter" Mail und der Filterung von Spam stark ansteigen. Momentan sind wie da noch in Phasen der Verdoppelung je Jahr (nur als Grössenordnung). Es mehren sich jedoch die Anzeichen, das wir bald in den Bereich der Steigerungen um GRÖSSENORDNUNG kommen, mithin um eine Verzehnfachung des Aufwandes pro Jahr. Dies hat natürlich zunächst mal Kostenaspekte. Es gibt also vordergründig zumindest das Risiko, das im Laufe der nächsten 1-3 Jahre die Kosten für das Mailsystem drastisch ansteigen. Diese Kosten werden zunächst mal an die Kunden weitergegben.... bis die ersten Provider nicht mehr mithalten können. Das hat dann die Folge, das kleiner Provider stark benachteiligt sind, nur grosse Massenhoster werden es sich noch leisten können, Ihre Mailsyste ein wenig länger zu härten.

Es wird aber der Punkt kommen, wo auch die Grössten nicht mehr in der Lage sein werden, ihre Resourcen beliebig zu steigern, selbst angenommen, sie würden das Geld selbst drucken; dies allein schon rein deswegen, weil man irgendwann an technische Grenzen stösst.


Das kann 2 Effekte haben:

1. Es wird zu einem Durchschlagen des Spams kommen, d.h. der Nutzer bekommt recht "plötzlich" sehr viel mehr Spam als bisher, sein Ratio wird sehr schnell bis zur Unbrauchbarkeit ansteigen. Als Beispiel (keine fiktiven Zahlen): Ich bekomme jede Woche ca 10.000 Mails, wovon ca. 9000 als Spam (in mehrern Stufen) gefiltert werden. Dennoch sind von den Mails die ich bekomme nochmals ca. 30% Spam. Tatsächlich echte Mails bekomme ich also nur ca. 700 in der Woche oder 100 Pro Tag.

Die Menge der bei meinen Accounts einkommende Spam steigt derzeit jeden Woche um ca. 100.

D.H. in 12 Monaten werde ich ca. 15000 Mails je Woche bekommen. Wenn unser Mailsystem irgendwann nicht mehr in der Lage ist neuere Spams zu filtern, weil wir nicht mehr das Geld oder die Zeit oder die Rechenleistung haben, unsere Filter nachzuführen, dann schlagen die Spammails ab dem Zeitpunkt zu mir durch. Angenommen dieser Zeitpunkt liegt in 6 Monaten. Dann bekomme ich zunächst anstatt bisher 100 echte Mails pro Tag und 30 Spams nach nur einer Woche schon ca. 100 echte Mails und 45 Spams je Tag. Das klingt nicht so viel. Aber nach 6 Monaten sieht die Sache dann so aus: Unser Mailsystem filtert dann für mich bereits 12000 Mails je Woche aus. Trotzdem schlagen 6000 Mails je Woche durch. d.h ich bekomme 100 Mails je Tag die "echt sind" aber 850 die Spam sind und von den Filtern nicht mehr erkannt wurden!

Spätestens ab da ist das Mailsystem für mich unbrauchbar geworden...
und das scheinbar ohne Vorwarnung innerhalb von höchstens 6 Monaten.

2. Es wird früher oder später auch der Effekt kommen, das die Mailsysteme ob der reinen Menge der Mails langsam werden. Selbst wenn wir alle Mails adequat behandeln (also z.b. filtern) sind wir in der Situation, dafür rein physikalisch an Grenzen zu stossen, etwa wegen der maximal gleichzietig offnen Connections, der Geschwindigkeit von Plattensubsytemen oder dergleichen. Die Auslieferung von legitimen Mails wird sich dann sehr schnell von jetzt Sekunden in Minuten und dann Stunden und dann TAGEN verzögern. Spätestens ab da ist das Mailsystem unbrauchbar.

Es ist also so, das die Tendenz der Spamer (als Reaktion auf filtern)

A) die Qualität des Spams zu erhöhen (im Sinne von schwerer Filterbar)
in Kombination mit
B) die blanke Menge der Mails zu erhöhen

zu entweder dem einen oder anderen der obigen Effekte führt, vermutlich aber zu einer Kombination BEIDER Effekt.

Am Ende werden wir auf Mails 3-4 Tage warten UND sie werden von zehn oder hundert mal mehr durchgeschlagenen Spams begleitet.

Dies wird dann das Mailsystem nicht nur für Einzelpersonen sonder INSGESAMT unbrauchbar machen. Ich erwarte, das diese Entwicklung in den nächsten 3-4 Jahren eintreffen wird.

Wie oben dargelegt wird das vermeintlich sehr plötzlich kommen. Innerhalb von 3-6 Monaten wird das Mailsystem buchstäblich zusammenbrechen

Beide Effekte können überigens jetzt bereits beobachtet werden. Jeder kennt

1. den Effekt, das er auf einmal sehr viel mehr Spam bekommt als noch vor einem Monat. Kennzeichned ist, dass der Spam nicht langsam ansteigt, sonder recht plötzlich (oft von einem Tag auf den nächsten) viel mehr Spam kommt.
Diese Menge nimmt dannach für gewöhnlich nie mehr ab. (bei mir sind es derzeit die Pennystock Aktienkaufempfehlungen, von denen ich bis zu 20 pro Tag bekomme. Diese Sache ist vor ca. 6 Wochen erstmals aufgetaucht und lässt sich wegen cleverer Komposition der Mails kaum fassen)

2. Mails plötzlich ohne erkennbaren Grund Stunden oder Tage unterwegs sind (wir erinnern uns an die entsprechenden Fastausfälle bei mehren bekannten Massenhostern, zuletzt hats vor einigen Monaten 1&1 erwischt.) Das belegt, das es bereits jetzt auch für grosse Provider schwierig ist, Reserven bereit zu halten.


Wie viele ähnlich geartete Entwicklungen (Klimawandel, Energieverbrauch, Bevolkerumswachstum) bemerkt dies keiner. Im Hintergrund baut sich eine exponentielle Kuve auf. Bis die Effekte durchschlagen und so für alle sichtbar werden, kann man sich über die Auswierkungen leicht hinwegtäuschen.
Wenn der fragliche Effekt dann eintritt ist es zu spät.

Bleibt der Trost, das der Zusammenbruch des Mailsystems sicher weniger weh tut als die andern von mir genannten ähnlich gearteten Entwicklungen.