Kopierer Diplom

Gleichbleibend die Klagen über technisch Mögliches, das keiner will und das Leben im Alltag kompliziert macht.
Stichworte natürlich der allseits beliebte Videorecorder (nun ersetzt durch den DVD-Recorder) und das Funktelefon.
Alles olle Kamellen.
Das ultimative Nervgerät ist der Fotokopierer!
Als ich noch klein war und zur Schule ging bzw. studierte (also Anfang der 80er) da funktionierten Fotokopierer so:
- Deckel auf
- zu kopierendes Dokument auf Glasscheibe legen
- Deckel zu
- grüne Taste drücken
- fünf Sekunden warten,
- Fotokopie entnehmen, fertig.
Klar, es gab da noch so Tasten für mehre Kopien oder um die Sättigung anzupassen, das brauchte man aber meistens nicht. Heute sind die Kopierer intelligent... was dazu führt, das man ohne Kopiererdiplom II die Kiste noch nicht mal aus dem Stromsparmodus bekommt.
Fotokopieren geht heute z. B. so:
- Deckel aufmachen
- Fotokopierer fiept und zeigt im Display "Achtung, Vorlageneinzugsabdeckhaube auf!" an. Aha. Eh…
- zu kopierendes Dokument auf Glasscheibe legen
- Deckel zu
- grüne Taste drücken
- nichts passiert, Display sagt: "Papierkassette leer"
- Papierkassette checken -> randvoll
- grüne Taste drücken
- nichts passiert, Display sagt : "Papierkassette leer"
- Display genauer studieren, es zeigt an "A3 Kopie"
obwohl Vorlage ein Buch ist, dessen Seiten leicht auf DIN A4 passen.
- Kollegen rufen. Der findet Taste "A4" (es befinden sich 47 Tasten am Bedienpanel des Kopierers, die zum grössten Teil mehrfach beschriftet sind). Taste drücken
- grüne Taste drücken
- zehn Sekunden warten
- Fotokopie entnehmen, es ist eine Verkleinerung auf 44%, kaum lesbar,
die Hälfte des Blattes ist leer.
- Fluchen
– hier lasse ich mal ’ne Menge weiterer Schritte weg und geh über zu ERKLÄRUNG –
Der Fotokopierer ist intlelligent oder inletigent oder so.
Er erkennt, das die Vorlage 0,5 Zentimter grösser ist als DIN A4 und will daher auf ein DIN A3-Blatt kopieren, ungeachtet der Tatsache, daß um den eigentlichen Text rundherum drei Zentimeter leerer Rand sind, dieser eigentliche Text also locker auf eine DIN A4-Seite passt.
Im DIN A3-Fach ist aber kein Papier, daher kopiert er zunächst gar nicht.
Wenn man die Taste "A4" drückt, erkennt er, dass der leere weisse Rand nicht ganz auf die DIN A4-Seite passt und verkleinert die Vorlage daher, DAMIT man den leeren weissen Rand auch ja komplett auf der Kopie hat.
Wenn schon, denn schon.
Es stellt sich raus, das man als Nutzer den Fotokopierer nicht zwingen kann, einfach das auf eine DIN A4-Seite zu kopieren, was man oben auf die Glasscheibe legt.
Das führt z. B. auch dazu, das eine aufgelegte Visitenkarte automatisch vergrössert wird.
Ich benutze Fotokopierer inzwischen nicht mehr! Ich halte lieber meine Digitalkamera auf das zu kopierende Dokument und drucke das Foto aus. Geht schneller.
Vor meinen geistigen Auge sehe ich folgende Kausalkette:
- Aus Frust, dass Fotokopierer so komplex sind, dass man sie nicht mehr bedienen kann, wandern Leute, wie ich, zu alternativen Methoden ab, wie scannen und ausdrucken, fotografieren und ausdrucken, Dokument gegen Licht halten und durchpausen… etc., etc.
- der Umsatz an Fotokopierern sinkt
- die Hersteller bemerken das und schlagen in internen Meetings als Gegenlösung vor, dem Customer mehr Valueaded Usebillity zur Verfügung zu stellen, um den Vorteil des Fotokopieres gegenüber des Abschreibens mit Federkiel stärker hervorzuheben.
- es werden MEHR intelligente Features eingebaut.
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