Genug ist genug, bei Tomatensafterklärungsversuchen genau wie bei Textmarkern
Sitze im Flugzeug, auf dem Rückflug nach Berlin. Neben mir, getrennt durch den Gang, ein Mann der sich Unterlagen zum Durchlesen mitgenommen hat. Er gehört zu diesen Leuten, die beim Lesen wichtige Stellen mit Textmarkern hervorheben. Das habe ich noch nie verstanden, denn meistens ist es anscheinend nicht so, dass diese Leute den Text mit den Markierungen später weiterreichen, einen nachfolgenden Leser also das Finden des Wichtigsten im Text erleichtern wollen, nein, vielmehr wird der Text offenbar in Regel später irgendwo hingelegt und dann noch später weggeworfen. Also letztlich genau das Verhalten das ich auch mit den meisten Werbebriefen, Infounterlagen und Rundschreiben an den Tag lege, nur das ich nicht vorher noch Teile des Gelabers anmale.
Der Typ neben mir, dreiteilig gekleidet, das Jackett hat er aber abgelegt, (man ist ja nicht mehr beim Kunden und kann daher auch mal leger auftreten), ist jünger als ich und auch wieder älter: Doppelkinn, das allerdings irgendwie wie Babyspeck aussieht, schütterer Haarkranz und irgendein Siegelring am Finger. Na gut, fürs Haar kann er nix, aber der Ring gehört verboten.
Er fräst sich mit dem gelben Textmarker durch den etwa 3-4 seitigen Text, der wie üblich extrem unpraktisch oben links zusammen getackert ist. Als er am Ende der ersten Seite angekommen ist, sehe ich, dass praktisch der gesamte Text markiert ist. Bevor er umblättert, kann ich gerade noch erkennen, das die unmarkierten Worte nur Füll- und Bindewörter sind, wie etwa „und“, „dass“ oder „also“.
Außerdem hat er ganz akkurat die Satzzeichen nicht markiert, jedes Komma im Inneren eines Satzes ausgespart.
Als die Stewardess kommt, verlangt er einen Tomatensaft. Dazu werde ich mich mal nicht äußern, denn über das Phänomen, das in Flugzeugen Menschen häufig dazu neigen Tomatensaft zu trinken, während im sonstigen Leben dieses Getränk praktisch kein Rolle spielt, haben sich schon genug Autoren ausgelassen.