Wie melde ich mich richtig am Telefon...

...heissen vermutlich irgendwelche Seminare für den modernen Mitarbeiter, der ans Telefon gehen muss. Rufe ich bei meiner Bank an, weil das Webinterface des Kontos mir mal wieder nicht zeigen will wieviel Miese ich genau habe, darf ich mich nicht nur durch endlose Voicesysteme wurschteln ("drücken Sie bitte die Eins, wenn Sie hier nur anrufen, weil Sie eigentlich Werbung haben wollen, die Zwei wenn wir ihnen noch weitere tolle Produkte unseres Hauses vorstellen sollen... die 33 wenn Sie mit einem echten Menschen..."), nee irgendwann hab ich dann tatsächlich jemand echtes dran und der sagt dann: "Hier ist die xy-Bank, technischer Support, mein Name ist Frank Schlunzdorfer, wie kann ich Ihnen helfen?"

Hä? Nach dem also die Voicepest mir schon 15 x gesagt hat, dass ich bei der xy Bank bin ("Herzlich willkommen bei der Hotline der xy-Bank...")
Muss er es mir nun noch mal sagen? Nur für den Fall, dass aufgrund unvorhergesehener Designfehler die Telefonanlage nach der Voiceausqual zur Konkurrenz verbindet?

Und vor allem: Wat interessiert mich denn wie der heisst? Ich vergesse den Namen doch sowieso und ich muss ihn auch nicht wissen. Na gut, man will ja höflich sein, und nachdem er meine Zeit zusätzlich sinnlos verblasen hat in dem er seinen nutzlosen Spruch aufgesagt musste, will ich mich ja auch nicht Lumpen und sage: Eine wunderschönen guten Tag wünsche ich, auch ich verfüge über einen Namen und der ist Grillmaster2000 (in echt sage natürlich meine Normalbürgerdecknamen) und ich bin Kunde bei Ihnen. Ja, wirklich. Mein Tag wäre auch so wunderschön, wie ich soeben meinem Wunsch Ausdruck verleihte der Ihrige sein möge (Das ist grammathikalisch sehr gewagt konstruiert, merken die aber eh nicht, weil die sowieso nicht zuhören), wenn ihr BESCHISSENES WEBINTERFACE mich nicht schon wieder rausgeworfen hätte!

Die Worte "BESCHISSENES WEBINTERFACE" kennen die aber, das ist so ein Schlüsselwort, da wird von Durchzug auf "ah, aufpassen, echter Gespächsinhalt" geschaltet.

Ach, sagt der Mann auf der anderen Seite, das können wir leicht regeln. Eventuell sagen Sie mir doch erstmal Ihren Namen und Ihre Kontonummer.

Genau, er kann sich meinen also auch nicht merken. Und da hab ich auch kein Problem mit, denn wenn man den Namen dann konkret braucht, dann kann man ihn ja immer noch austauschen. Aber vorher bitte nicht, ja? Ich weiss, das soll ja persönliche Ansprache vortäuschen und so, aber ich will mit dem Mann ja nicht Abendessen, sondern er soll mein Webinterface entsperren und gut ist.

Neulich ich bei Chrysler angerufen. Nein ich WOLLTE anrufen, hatte die Nummer aber nicht. Also Auskunft angerufen: "Hier ist Ihre 0-1-Irgendwas Telefonauskunft, Meine Name ist Petra Eiermann, was kann ich für Sie tun?"

Schnorch. Was wohl? Fahrplanauskunft? Kinoprogramm in Helsinki?

"Ach Frau Eiermann, schön das ich gerade Sie persönlich am Apparat habe. Wo wir uns schon mal miteinander unterhalten: Sie könnten mir eine bestimmte Telefonnummer raussuche, das wäre aber echt nett."

30 Sekunden später:
"Chrysler Niederlassung Berlin, Telefonzentrale, Sie sprechen mit Anneliese Meier, was kann ich für Sie tun?"



In Wirklichkeit stimmt das natürlich alles so nicht. Die Leute wissen natürlich genau so gut wie ich auch, dass keine Sau interessiert wie sie heissen. Aber irgendwelche Erfolgstrainingsfutzis haben das nicht geschnallt, wie es bei Beratern ja meist der Fall ist und bringen dann auf Seminaren bei, wie man es richtig mache. Also müssen die sich so melden, sonst sagt der Chef: Pass ma uff Frau Meier, det ist mir ejal, der Dr. Werner Schnulz-Brockenklüsen hat in seinem Seminar "erfolgreiche Kundenansprache im Servicecenter" gesagt, dass det den persönlichen Kontak jibt und das Seminar war teuer jenuch, Sie machen det jetze so, oder Abmahnung. Hamma uns vastanden?

Jo, sagt die Frau Meier und bringt den Spruch eisern bei jedem Telefonanruf, also 500 x am Tag.

In der ersten Woche sagt sie:
"Chrysler Niederlassung Berlin, Telefonzentrale, Sie sprechen mit Anneliese Meier, was kann ich für Sie tun?"

In der zweiten:
"Chryslr Niedrlassng Brlin, Telefonzentrle, Sie sprechn mit Annliese Meir, was kann ich für Sie tun?"

Und in der dritten:
"Kreislrnidrlassngbrln, Telfonzentrlsie sprechn mit Annliesmeir, waskannichfürsietun?"

Ich aber rufe offenbar in der sechsten Woche oder so an.
"Kreislrnidrlassngbrltelfonzentrl-siesprechmitannliesmeirwazkannichfürzitun?"

Ja, das spricht mich natürlich schon irgendwie persönlich an.

Inzwischen hört man ja gar nicht mehr hin, sondern warte einfach ab, bis die Gegenseite ihr "Krzzzvnszschnnamedsfjhmditun?" abgesondert hat und dann kommt ja so eine Pause das ist dann für mich das Signal: Spruch fertig: Kannst anfangen! Und dann sagt man, was man will.

So mache ich es auch immer beim Pappfoodketten-Drive In, dem Hänchenteilegarer meines Vertrauens. Da fährt man vor und durch diese Wechselsprechanlage, die ja alles bekanntermassen sowieso bis an der Grenze der Verständlichkeit zerscheppert, tönt es erstmal, absolut monoton, eingeschliffen durch jahrelanges wiederholen, zusätzlich verzerrt durch eine verrutschtes Headset und übertönt von brodelndem Frittenfett im Hintergrund:

"Hekrrrrzzlischszschvillkrzommenprrrei-ffffirginiakrrufztpumzzrrenmenschrrrnameisschzz-ztzzzzamantaedlrzgberrrrgzer-ihrrzebezztellnkbitte?"

Pause.
Ah, jetzt bin ich dran.
"Ich hätte gerne Frass Nummer 12"

Wieviel einfacher wäre es, wenn die einfach nur "Hallo" sagen würden. Das würde doch unglaublich viel Zeit sparen.



Der ganze Scheiss kommt natürlich aus den USA, wo man ja auch glaubt, wenn man Schwarze "Bürger afroamerikanischer Abstammung" nennt wären Sie nicht mehr sozial benachteiligt und wenn man Leute die im Rollstuhl sitzen nicht als "behindert" sondern als "Personen mit anderem Körperimage" bezeichnet, dann können die fast wieder laufen.

Und was uns da droht, wenn auch der Rest des US-Servicegedanken in die angebliche Servicewüste Deutschland schwappt, kann man sich ja denken:

"Guten Tag, meine Name ist Johann Schmitz, ich bin Ihr Filialleiter in dieser ALDI Niederlassung und freue mich, Sie heute mal persönlich an der Kasse bedienen zu können."

"Willkommen am Servicecounter der Shell AG Niederlassung Franzstrasse. Mein Name ist Phillip Jonas. Schön, dass Sie sich entschieden haben, bei uns 30 Liter bestes Superbenzin zu tanken, eine ausgezeichnete Wahl, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf. Bevor Sie bezahlen: Haben Sie eine Payback oder sonstige Vollidiotenkarte?"