Terrorschützer und Gedankenverbrecher

Terrorismus und Pädophilie, die beiden grössten Bedrohungen der westlichen Zivilisation, ach was sage ich, der Welt wie wir sie kennen:

Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) gegenüber der Zeitung die Welt: "Die Justizministerin [Leutheusser-Schnarrenberger] schützt durch ihre ideologische Blockadehaltung [gegen die Voratsdatenspeicherung] Pädophile und Terroristen und wird damit selber zu einem Sicherheitsrisiko in unserem Land".

Die beiden Standardtotschlagargumente wieder. Wer Bedenken hat, Schritte in Richtung Überwachungstaat zu gehen ist eben ein Terroristen- und Pädophileschützer.

Man muss an irgendeinen Quark nur "Ist gegen Terror und Kinderporno" dranschreiben und schon darf man nicht mehr dagegen sein, ohne das von Sachkennern wie dem besorgten Uwe die Verbecherschützer- und Sicherheitsriskiokeule rausgeholt wird.

Auf die Argumentation "Bist wohl selbst Pädophiler, wa?" warte ich ja noch.

Ein interessanter Nebenaspekt übrigens: Pädophile richten ihr primäres sexuelles Interesse auf Personen, die noch nicht die Pubertät erreicht haben, Kinder also. Verstehe ich zwar nicht, aber verboten ist das nicht. Heisst das nämlich, dass die pädophile Person auch tatsächlichen Kinder sexuell missbraucht?
Nein, natürlich nicht.
Ich träume auch manchmal davon, bestimmten Leuten eine in die Fresse zu hauen, mach ich aber nicht. Von in die Fresse hauen TRÄUMEN ist nicht verboten.

Das Konzept, dass es bereits ein Verbrechen ist, wenn man nur den Wunsch hat, etwas Verbotenes zu tun, ist ja nicht neu und wurde von George Orwell in seinem Roman
1984 "Gedankenverbrechen" genannt. Die Idee des "Gedankenverbrechens" wird allgemein als unvereinbar mit einem Rechtsstaat und den Menschenrechten angesehen.

Nun hat streng genommen Uwe Schünemann gesagt: "Wer Gedankenverbrecher schützt, ist ein Sicherheitsrisiko."

Klingt das also wie eine rechtsstaatliche Äusserung, die die Menschenrechte zu achten gedenkt?

Und was würde jemand wie Uwe Schünemann fordern, wenn man tatsächlich Gedanken lesen könnte?

Nehmen wir zugunsten von Herrn Schünemann einfach mal an, er habe nicht so genau nachgedacht, als er das Interview gab.

Er hat es bestimmt nicht so gemeint.