Die Falle

Gauck ist natürlich eine Falle.

Er ist ein Kandidat, den die allermeisten (selbst "BILD" und "Die Welt") seltsamerweise für den besseren halten. Er steht der eigentlich liberalen und eigentlich christlich orientierte Politik sehr viel näher, als der der Parteien, die ihn aufgestellt haben. (Und vermutlich ist er liberaler und christlicher als die Parteien, die sich heute liberal und christlich nennen, wenngleich das keine Kunst ist.)
Dies dämmert auch der CDU/CSU und der Mövenpickpartei, wie die allenthalben überraschend positiven Kommentare vermuten lassen. Es ist fast schon Ärger verspürbar, das man nicht selbst auf die Idee gekommen ist.

Trotzdem ist ja nicht zu erwarten, das er gewählt wird.

Dann ist die Opposition hinterher in der Lage zu sagen: "Diese Regierung ist so unfähig und zeigt so wenig Grösse, dass Sie nicht mal den besseren und ihr auch eigentlich nahestehenden Kandidaten wählt, nur weil die Opposition ihn vorgeschlagen hat. Bloss nix machen was vernünftig ist, wenn man selber die Idee nicht hatte? Und nebenbei: Wieso hattet ihr WIEDERMAL keine gute Idee? Wie lange wollt ihr uns noch mit Notlösungen beaufschlagen, nur weil ihr selber keine Ideen habt und auch von anderen keine annehmt?"
(Das Gauck bei Lichte betrachtet so toll nun auch wieder nicht ist, spielt ja erstmal keine Rolle)

Würde er aber gewählt (keine Angst, das passiert schon nicht), hatten die Regierungsparteien noch mehr Sche...e am Bein.

Sehr geschickter Schachzug, dass muss ich sagen.



Update: Um wenigstens nur das kleinere Übel zu erleiden, planen alle drei Regierungsparteien dem vernehmen nach "aus Zeitgründen" vor allem Parteimitglieder für die Bundesversammlung vorzuschlagen, und nicht wie es sonst üblich ist, irgendwelche "Personen des öffentlichen Lebens" (also Sportler, Verbandsvertreter und Filmstars)

Da wirft sich doch gleich die Frage aus: Wie wird der Präsident gewäht? Durch die Bundesversammlung. Die besteht a) aus den Abgeordneten des Bundestages und b) gleichvielen Vertretern der Bundesländer. Und die Länder können ihre Vertreter frei bestimmen. Ferner sind die Vertreter an keine Weisung gebunden, könne also wählen wen sie wollen. Das ist natürlich … gefährlich …

Die CSU hat für Bayern z.b. mal Fürstin Gloria von Thurn und Taxis in die Bundesversammlung endendet. Die hat dann aber impertienterweise von Ihrem Wahlrecht gebrauch gemacht, nicht den CSU Favoriten gewählt und dies (die Wahl ist an sich geheim) auch noch öffentlich kundgetan.

Wie dem auch sei, diesmal bestimmen die Länder, soweit CDU/CSU regiert, eben CDU/CSU Parteimitgleider anstatt Fussballer.

Aus Zeitnot.

Update 2014: In der Rücksicht betrachtet ein interessanter Eintrag, nicht wahr? Immerhin war das VOR der Wolfkatastrophe.