Brief an Alex

Hallo Alex.
Tja. Zuerst hatte ich Dir ja eine ganz tolle Antwort geschrieben. Ich hatte Dir erzählt, daß ich zwar nicht nach Sylt aber immerhin an die Ostsee fahre und ganz geschmeichelt bin, daß Du Dir das merken konntest. Doll, so schrieb ich Dir, fände ich auch, daß ich aus Deiner Bitte, mich vorher mal bei Dir zu melden – mit etwas Mut zugegeben –, ein gewisses Interesse an mir ableiten könne. Natürlich, so gab ich in meinem Schreiben zu, sei es zwar sehr gewagt, dieses Interesse auf mich als Privatperson zu beziehen und nicht vielmehr auf den Gechäftspartner, aber, so fuhr ich fort, ein wenig Hoffnung könne ich mir im Urlaub ja schon gönnen.
Dann hob ich an, Dir allerlei blöde…äh… gut gemeinte… also… tolle Ratschläge zu geben, wie Du wohl das Beste aus Deiner Situation machen könntest. Ich bot Dir sogar an, Dich gelegentlich in die Arme zu nehmen und "Baby, es wird alles gut" zuzuhauchen. Ich gebe zu, daß ich mir, während ich dies schrieb, nicht so sicher war, ob Du mir dann eventuell nicht einfach ein reinhauen würdest. Auch erkannte ich, daß meine dollen Ratschläge Dir kaum helfen würden und zuguter Letzt gab ich mir gegenüber sogar zu, daß ich eigentlich gar nicht: "Baby, es wird alles gut" hauchen könne, denn im Grunde sei ich gar nicht sicher, ob es alles gut werde und der "Baby" -Teil ist ja so richtig zeitgemäß auch nicht.. Alternativ überlegte ich, weil mir der "In-die-Arme-nehmen"-Teil so gut gefallen hatte, ob ich das trotzdemmachen und Dir eventuell: "Baby, ich finde, Du hast eine netten Hintern" zuflüstern solle, aber sofort überfiel mich die Gewissheit, daß Du mir dann auf jeden Fall eine reinhauen würdest und daher verwarf ichden Gedanken wieder.
Erstmal durch mein eigenes Geschreibsel überrumpelt, gab ich mich dann allerlei romantischem Gefasel hin. Etwa, der Sternenhimmel sei hier sehr klar, die Technomusik sehr leicht und langsam, und der Mond scheine helle und es wäre doch nett, wenn Du zufällig gegen ein WARP-Loch laufen und hier wieder rauskommen würdest. Zwar stimmt das alles, aber plötzlich erschrak ich doch etwas angesichts dieses Gestammels und verfiel sofort in einen nüchternen Ton.
Nunmehr ganz sachlich und sogar überlegend, ob ich das vorher Geschriebene löschen solle, teilte ich Dir mit, daß ein Anruf meinerseits vor der Abreise zur Ostsee kaum Zweck habe, da meine Aufenthaltsdauer in Berlin kaum zwölf Stunden betrage, und ich in dieser Zeit meine private Post sichten, sechs Stunden schlafen, zwei Vorträge vorbereiten, meine armen Pflanzen gießen und mir die Brusthaare abrasieren müsse. Aber dann fiel mir ein, daß ich Letzteres auch hier machen könne und ich strich das wieder und ersetzte es durch: Zähneputzen müsse. Aber, so fuhr ich fort, ich sei ja um den 14.09. zurück, welches, was ich Dir nicht schrieb, zufällig auch der Tag ist, an dem meine neue CD erscheint. Endlich. Ja.

Ich schrieb Dir hingegen sehr wohl, daß ich gerne bereits jetzt einen Termin mit Dir abmachen würde, wenn Du Lust und Zeit hättest und fragte keck nach, welches Datum ich den notierendürfe. Jetzt möchte ich hinzufügen, weil ich es bei meiner Antwort auf Dein Schreiben vergaß zu erwähnen, daß ich am 21. oder 23.
eine Prüfung habe und dann nicht kann, aber soeben erkenne ich, daß es natürlich dumm und wenig hilfreich ist, wenn man nicht mal genau weiß, ob nun am 21. oder am 23. So was Blödes.

Anschließend fragte ich Dich, wie die POP-KOMM so gewesen sei, wobei ich einen lustigen Scherz einbaute, indem ich die POP-KOMM zunächst POPCORN und dann sogar POP-KOTZ nannte. Was, wenn ich es mir jetzt recht überlege, nur mäßig witzig ist.

Nunmehr war meine Schreibwut etwas abgekühlt und daher setzte eine gewisse Pause ein. Das hinderte mich aber nicht zu überlegen, was ich Dir noch Wichtiges mitteilen könne. Etwa, daß Gaby mir geschrieben hatte und mir unter Anderem auftrug, Dir ein bisschen beizustehen, denn Du stündest wohl etwas unter Druck. Ich beschloß aber, Dir das nicht zu erzählen, weil ich mir nicht so sicher war, welchen Wert diese Information für Dich haben könne. Also schrieb ich es auch nicht hin. Da ging mein Powerbook aus, weil die Batterie leer war.
Und die Sau hatte mich nicht mal gewarnt. Und ich hatte nix gesichert.
Und deshalb bekommst Du auch keine Antwort auf Dein letztes Mail
Tschüß,
(Unterschrift)